1. Biografie Julius Kühn
Der Agrarwissenschaftler wurde am 23. Oktober 1825 in Pulsnitz als Sohn eines Gutsinspektors geboren. Obwohl die Familie sich in finanziellen Nöten befand, da sein Vater erkrankte, ermöglichten ihm seine Angehörigen eine Ausbildung an der Königlichen technischen Bildungsanstalt zu Dresden. Im Jahr 1841 ging Kühn in die landwirtschaftliche Praxis. Als Lehrling, Gehilfe und späterer Gutsverwalter erwarb er umfassende praktische Kenntnisse. Anschließend ging er für ein halbes Jahr zu seinem Vater. Danach praktizierte er bis 1844 bei dem Agrarreformer und Kommissionsrat Heinrich August Blochmann auf dessen Gut und Schloss in Wachau. Als nächstes wechselte er zu Graf Kospoth auf Halbau und wurde bereits nach einem Vierteljahr Verwalter. 1845 wurde er Verwalter in Nieder Kaina. Im Jahr 1846 war er Verwalter des Gutes Friedrichstal bei Radeberg, das ebenfalls Heinrich August Blochmann gehörte. Von 1848 bis 1855 war er Verwalter eines gräflichen Gutes in Groß Krauschen bei Bunzlau. Er publizierte in der Zeit mehrere Beiträge zu den Krankheiten landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, während er mit Hilfe eines Mikroskops die Pflanzen intensiv studierte. Kühn immatrikulierte sich 1855 an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Bonn-Poppelsdorf. Nach zwei Jahren musste er das Studium abbrechen aus finanziellen Gründen. 1856 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Über den Brand des Getreides und das Befallen des Rapses und über die Entwicklung des Maisbrandes. Im gleichen Jahr habilitierte er an der Landwirtschaftlichen Akademie in Proskau . Dort hielt er als Privatdozent im Wintersemester 1856/57 eine Vorlesung über Ackerbausysteme und Fruchtfolgen. Im Frühjahr 1857 ging Kühn in die landwirtschaftliche Praxis zurück. Er wurde Wirtschaftsdirektor für die bei Groß-Glogau in Niedersachsen gelegenen Besitzungen des Grafen Egloffstein. Am 2. Juni 1857 heiratete Julius Kühn, Anna Gansel. Sie war Tochter eines Maurermeisters. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und drei Söhne hervor. Ab 1858 veröffentlichte er mehrere Schriften zur Untersuchung von Pflanzenkrankheiten und Wachstumsbedingungen. Unter anderem das Buch „Die Krankheiten der Kulturgewächse, ihre Ursachen und ihre Verhütung, außerdem „Das Mikroskop als Hausgeräth des Landwirts. Ein weiteres Buch erschien 1861 „Die zweckmäßige Ernährung des Rindviehes vom wissenschaftlichen und praktischen Gesichtspunkten Am 30. April 1862 wurde Julius Kühn zum ordentlichen Professor für Landwirtschaft an der Universität Halle (Saale) ernannt wo er anschließend auch fünf Jahrzehnte arbeitete. Er Starb am 14. April 1910 in Halle (Saale). Seine Grabstätte befindet sich auf dem Nordfriedhof von Halle.
2. Bestand
Am 23.12.1988 wurde eine Revision der im Archiv vorhandenen Archivalien der landwirtschaftlichen Fakultät durchgeführt. Dabei wurden diejenigen Archivalien herausgelöst, die laut Übergabeprotokoll 1964 vom Stadtmuseum Pulsnitz übernommen wurden waren. Es handelte sich dabei um Unterlagen aus dem Nachlass von Julius Kühn. Weitere Informationen zur Herkunft des Bestandes sind dem Archiv nicht bekannt. Nach der Bildung des Bestandes „Nachlass Julius Kühn, in den 1980er Jahren, fand eine erste Verzeichnung der Unterlagen auf Karteikarten statt. Die Karteikarten wurden 2013 im Rahmen eines DFG-Projektes retrokonvertiert und in die Archivsoftware ACTApro überführt. 2019 fand eine erneute Revision des Bestandes statt. Der Bestand wurde in fünf Klassifikationspunkte eingeteilt; Briefwechsel, Entwürfe und Notizen; Vorlesungsunterlagen Julius Kühn und Nachschriften seiner Vorlesung; Druckschriften; Diplome, Urkunden, Glückwunschadressen; Sonstiges. Der Bestand wurde neu verpackt, neu signiert und entmetallisiert. In ACTApro wurden die Verzeichniseinheiten entsprechend der neu Signatur angepasst. Der Nachlass ermöglicht dem Universitätsarchiv einen genaueren Einblick in die Arbeit von Julius Kühn dem Gründer der landwirtschaftlichen Fakultät an der Universität Halle-Wittenberg. Im Jahr 2019 (2019-422-34) erhielt das Archiv weitere Archivalien von der Familie Graf von Luckner aus dem Nachlass der Luise Charlotte Gräfin von Luckner, einer Enkelin Julius Kühns. Die Unterlagen wurden archivisch erschlossen und dem Bestand „Rep. 54 Nachlass Julius Kühn zugeordnet. Die Arbeit schloss die Entmetalisierung und die archivgerechte Verpackung der Unterlagen sowie eine Neuordnung und Verzeichnung der Dokumente in ACTApro ein. Dabei erhielten sie die Signaturen Rep. 54, Nr. 252 bis Rep. 54, Nr. 305. Der Bestand umfasst 54 Verzeichnungseinheiten in einem zeitlichen Rahmen von 1853 bis 1968, darunter zum einen Druckschriften von Julius Kühn. Dazu gehören auch solche, die das Landwirtschaftliche Institut und das Studium der Landwirtschaft betreffen oder von Mitgliedern des Instituts verfasst wurden. Zum anderen beinhaltet der Bestand Forschungsliteratur zur Person Julius Kühn oder zu landwirtschaftlichen Themen. Schließlich befinden sich darunter ebenso Schriften zur Universität Halle und ihrer Geschichte.
3. Konkordanzen
Personalakte: - UAHW , Rep. 11, PA Nr. 9588 Julius Kühn
Fotografien:
- Rep. 40/I (Personen), K 34 - Rep. 40/V (Archiv der Film- und Bildstelle und des Medienzentrums der Martin-Luther-Universität), Nr. 1987 [Porträt, Kühn, Julius, Prof. Dr., Landwirt ] - Rep. 40/VI, Nr. 9 (Bewersdorff-Album 1 - Pädagogische und künstlerische Arbeiten des Universitätszeichenlehrers für die Martin-Luther-Universität seit 1962), Bild 82 [Julius-Kühn-Medaille (1825/ 1910)] - Rep. 40/VI, Nr. 10 (Bewersdorff-Album 2 - Beiträge zum Kunstbesitz der MLU 1962-1985), Bild 10 [Julius-Kühn-Medaille Bronze]
4. Literatur
- Julius Kühn (1926, 30); Signatur: P 26 - Julius Kühn : Rede gelegentlich der Feier der 100. Wiederkehr des Geburtstages (23.Oktober 1925) gehalten am 30. Oktober 1925 (=Hallische Universitätsreden. 30); Signatur: C 131 - Julius-Kühn-Museum : Museum für Haustierkunde der Sektion Pflanzenproduktion der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Signatur: Am 74700 - Programm für das Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle; Signatur: Am 74226
gez. im Januar 2020
|
Am 23.12.1988 wurde eine Revision der im Archiv vorhandenen Archivalien durchgeführt, die laut Übergabeprotokoll 1964 vom Stadtmuseum Pulsnitz übernommen worden waren. Dabei wurde die vorgenommene Einteilung in Hauptgruppen und die frühere gegebene Ordnung wieder übernommen. Fehlende Nummern bei der durchlaufenden Nummerierung sind Titel, die bei der jetzigen Revision nicht vorhanden waren.
Halle (Saale) 1988 Coiffier / Haasenbruch
Der Nachlass von Julius Kühn war ursprünglich Teil des Bestandes Rep. 33 Landwirtschaftliche Fakultät und in dessen Findbuch verzeichnet. Provenienzmäßig nicht zur Landwirtschaftlichen Fakultät gehörend und bereits mit eigenen Signaturen versehen, wurde er in einen eigenen Bestand ausgegliedert und der entsprechende Findbuchteil 2014 retrokonvertiert. Dabei wurden die Grußadressen neu verzeichnet und in einen eigenen Klassifikationspunkt eingeordnet.
Die Anzahl der Verzeichnungseinheiten beträgt 198. Die erste vergebene Signatur ist die 1, die letzte die 251. Nicht belegte Signaturen: 17, 28, 29, 76-101, 106, 111, 117, 126, 136, 147, 149, 194, 209-220, 229, 230, 232, 246, 247.
Halle (Saale), 04.12.2014 Stefan Fink |