1. Zu Max Schneider Der Musikwissenschaftler und Musikhistoriker Max Schneider wurde am 20.07.1875 in Eisleben als Sohn des Buchdruckereibesitzers Ernst Schneider geboren. Er studierte ab 1896 Musikwissenschaft an der Universität Leipzig - unter anderem bei Hermann Kretzschmar und Hugo Riemann. Während seines Studiums war er als Theaterkapellmeister in Halle, Berlin und München tätig. Im Frühjahr 1904 wechselte er an die Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, wo er weitere zwei Semester bei Kretzschmar studierte bevor er 1905 eine Anstellung an der königlichen Staatsbibliothek zu Berlin annahm. Bis 1915 arbeitete er zudem am musikhistorischen Seminar der Berliner Universität, lehrte Orchestration am königlichen Musik-Institut und ab 1909 Partiturspiel sowie Instrumentation am königlich akademischen Institut für Kirchenmusik. 1913 erhielt er den Professorentitel und ging 1915 an die Universität nach Breslau. Er promovierte 1917 mit einer musikhistorischen Arbeit zum Thema „Untersuchungen der Entstehungsgeschichte des Basso Continuo und seiner Bezifferung. In Breslau lehrte er 15 Jahre lang als Professor für Musikwissenschaft und leitete ab 1927 auch die evangelische Kirchenmusikschule Schlesien. 1928 kehrte er nach Halle zurück und wurde als Professor für Musikwissenschaft Nachfolger von Arnold Schering. 1950 wurde er emeritiert, gab aber bis ins Jahr 1962 Lehrveranstaltungen. Schneiders Arbeit zeichnete sich durch eine enge Verknüpfung von musikalischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung aus. Seine wissenschaftliche Arbeit konzentrierte sich auf die Musik in der Barockzeit, im Besonderen auf Johann Sebastian Bach. Unter seinen Veröffentlichungen befindet sich eine Neuausgabe der Bachschen Matthäuspassion sowie verschiedene Bände der Reihe „Denkmäler deutscher Tonkunst. Schneider lehrte in Halle auch an der evangelischen Kirchenmusikschule sowie an der 1947 gegründeten Hallischen Hochschule für Musik. Neben seiner Lehrtätigkeit war er als Dirigent sowie als Mitglied in der neuen Bachgesellschaft und im Hallischen Händel-Festkomitee aktiv. Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Musikwissenschaft und -geschichte erhielt 1951 den Nationalpreis 3. Klasse, 1965 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold sowie den Händelpreis der Stadt Halle. Max Schneider war verheiratet mit Anna Schneider, geb. Rensch. Aus der Ehe ging ein Sohn, Martin Schneider hervor. Ein Jahr nach dem Tod der Ehefrau Anna heiratete er 1958 Ingeborg Schneider. Schneider hatte zwei Geschwister. Sein Bruder Fritz Schneider lebte in Eisleben. Seine Schwester Lina Rensch geb. Schneider war verheiratet mit dem Orgelbaumeister Richard Rensch. Die überlieferten Korrespondenzen im Bestand zeugen von einem engen Verhältnis Schneiders zu seinen Verwandten. Schneider saß wegen der Erkrankung an Kinderlähmung zeitlebens im Rollstuhl. Er starb 1967 im Alter von 92 Jahren.
2. Zum Bestand Das Universitätsarchiv übernahm den Nachlass von Max Schneider 2018 von der Witwe Ingeborg Schneider. Eine erste Ordnung und Verzeichnung der Unterlagen nahm der Musikbibliothekar Götz Traxdorf vor. Ende 2018 wurde der Bestand durch eine Übernahme aus der Universität und Landesbibliothek Bonn erweitert. Am dortigen musikwissenschaftliche Seminar befanden sich Nachlassmaterialien - darunter vor allem Notizen und Druckschriften Schneiders - die durch eine Stiftung der Witwe in die Bibliothek gelangt waren. Da kein konkreter Bezug zwischen Schneider und der Bibliothek herzustellen ist, wurden die Unterlagen an das UAHW abgegeben. Sie erhielten bei der Verzeichnung die Signaturen Rep. 75, Nr. 90 - Rep. 75, Nr. 97. 2019 wurde der komplette Bestand archivisch erschlossen. Die Arbeit umfasste die Entmetalisierung und die archivgerechte Verpackung der Unterlagen sowie eine Neuordnung und Verzeichnung der Dokumente in Acta Pro. Der Nachlass umfasst nach der Bearbeitung 97 Verzeichnungseinheiten in 16 Archivkartons. Der Bestand umfasst den zeitlichen Rahmen von 1890-1965. Das älteste Dokumente von Max Schneider sind dessen Schultagebücher aus der Zeit um 1890. Allerdings beinhaltet der Nachlass auch einige Druckschriften und Notendrucke aus der Bibliothek Schneiders, die wesentlich älter sind. Der überwiegende Teil der Unterlagen entstammt der Arbeit Schneiders als Musikwissenschaftler und ist auf den Zeitraum zwischen 1915 und 1965 zu datieren. Innerhalb der Nachlassmaterialien können drei inhaltliche Schwerpunkte ausgemacht werden. Als erstes ist die umfangreiche Korrespondenz Schneiders zu nennen, die ab 1945 erheblich anstiegt. Überliefert wurde ausschließlich eingehende Schreiben. Als Absender treten Wissenschaftler, Verleger, Musiker aber auch Freunde und Verwandte auf. Einen zweiten Schwerpunk bilden Arbeitsmaterialien Schneiders. Darunter fallen zahlreiche handschriftliche Notizen und Manuskripte, Notenabschriften sowie Unterlagen aus der Zeit als Herausgeber der „Zeitschrift für Musikwissenschaft. Überliefert sind ebenso Unterlagen aus Schneiders Zusammenarbeit dem Eisenacher Sammler Manfred Gorke (1897-1956) sowie aus seiner Tätigkeit in der neuen Bachgesellschaft und seiner Arbeit am Bachjahrbuch. Einen dritten Schwerpunkt machen die Druckschriften und Notendrucke aus. An einigen war Schneider als Autor oder Herausgeber beteiligt. Daneben enthält der Nachlass einige biografische Dokumente, darunter Schultagebücher, Fotografien und eine Sammlung von Bleilettern zum Notendruck. Als letztes sind die Auszeichnungen und Ehrungen Schneiders zu nennen, darunter die Urkunden zur Auszeichnung mit dem Nationalpreis und dem vaterländischen Verdienstorden in Gold. Max Schneider leistete mit seiner praktischen und wissenschaftlichen Arbeit einen umfangreichen Beitrag zur Musikwissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Nachlass ermöglicht den Einblick in die Arbeit des Professors und bietet Forschungsrundlage für musikhistorische und musikwissenschaftliche Fragestellungen. Die Benutzung des Nachlasses unterliegt keinerlei Beschränkungen. Es liegt kein Vertrag, sondern nur ein Übergabeprotokoll vor.
3. Konkordanzen im UAHW - Personalakte Max Schneider: Rep. 11, Nr. 26017 (Siehe auch: Rep. 6, Nr. 1407) - Sonderdrucke), Nr. 443 „Ein "echter Schüler Kretzschmars": Max Schneider als Univer-sitätslehrer in Breslau Geck, Karl Wilhelm, 2001 -Personal- und Vorlesungsverzeichnisse UAHW, Rep. 41, Nr. 43-52 (1933-1940)
4. Literatur - Krauel, Laura: "Im Takt der Wissenschaft". In: Campus Halensis - Das Onlinemagazin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 31.05.2018, URL: https://www.campus-halensis.de/artikel/im-takt-der-wissenschaft/. - Richard Schaal: "Schneider, Max". In: "Die Musik in Geschichte und Gegenwart", 2. Ausgabe, Personenteil, Band 14 (Riccati - Schönstein), herausgegeben von Ludwig Finscher, Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005. - Gerhard Scheuermann: "Das Breslau-Lexikon", Band 2. Laumann-Verlag, Dülmen 1994. - Christoph Wolff: "Schneider, Max". In: "The New Grove Dictionary of Music and Musicians", 2. Auflage, herausgegeben von Stanley Sadie, Macmillan, London 2001.
Bearbeitet von Marlen Schnurr Februar 2019 |